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Frankfurt gegen Rassismus
Aktionsplan zur Bekämpfung von Rassismus und Rechtsextremismus

Zusammen mit weit über 50 Frankfurter Kulturinstitutionen und Kunstschaffenden gehört das Historische Museum Frankfurt zu den Erstunterzeichner*innen der „Frankfurter Erklärung der Vielen“ und hat sich damit gegen Rassismus, Homo- und Transphobie, Frauenfeindlichkeit, Antisemitismus und Islamophobie ausgesprochen. Mit dieser Erklärung betont es die Bedeutung demokratischer und künstlerischer Freiheit und Pluralität.

Leitbild

Mit seiner Neukonzeption erarbeitete das Museum sein Leitbild: Multiperspektivität, Diversität und Inklusion sind darin zentral, die Repräsentation und das Empowerment von Minderheiten ein wichtiges Anliegen. Die Vielfalt der Stadtgesellschaft soll sich in den Ausstellungen, Sammlungen und der Vermittlung widerspiegeln. Mit Frankfurt Jetzt! und dem Stadtlabor hat das Museum ein partizipatives Ausstellungsformat geschaffen und lädt die Frankfurter*innen ein, das Museum mitzugestalten, Themen zu setzen und Ausstellungen zu erarbeiten. Das Museum teilt seine Deutungshoheit, es wird multiperspektivisch und lässt subjektive Positionen zu.
Zum Leitbild des Museums geht es hier.

Junges Museum

Das Junge Museum Frankfurt knüpft in seinen Ausstellungen an die Lebenswelt der jungen Besucher*innen an, stärkt sie in ihren Rechten und ermutigt sie, Fragen zu stellen und den eigenen Standort in der Welt zu finden. Beispielhaft sind die Ausstellungen Kinder haben Rechte! (4/2017-1/2018), Dagegen! Dafür? Revolution. Macht. Geschichte. (10/2018-3/2020) sowie Nachgefragt: Frankfurt und der NS (12/2021-4/2023). In Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Programm – Aktive Nachbarschaft und dem Jugendbildungswerk bringt das offene Angebot "Junges Museum unterwegs" seit 1999 aktuelle Ausstellungsthemen in zahlreiche Stadtteile.

Das Historische Museum und das Junge Museum sind Kooperationspartner von Places to see (Kulturamt), Kultüröffner (Amka) und Aktive Nachbarschaft (Dezernat Jugend und Soziales).
Zur Webseite des Jungen Museum Frankfurt geht es hier.

Das Stadtlabor ist ein partizipatives und gegenwartsorientiertes Ausstellungs- und Veranstaltungsformat, das es seit 2010 gibt. Stadtlabor-Projekte entstehen in enger Zusammenarbeit zwischen dem Museum und den Projektteilnehmer*innen. In den Ausstellungen und Veranstaltungen werden, ausgehend von subjektiven Erfahrungen, gesellschaftliche Phänomene thematisiert. Die Repräsentation marginalisierter Gruppen ist ein zentrales Anliegen. Migrationsgeschichte als Teil deutscher Geschichte zu implementieren, ist eine der Strategien, die im Stadtlabor verfolgt wird.
 

Ich sehe was, was Du nicht siehst. Rassismus. Widerstand. Empowerment (9/2020 – 2/2021): Stadtlabor-Ausstellung mit vielfältigem Rahmenprogramm und Fachtagung

Die Stadtlaborausstellung widmete sich den verschiedenen Formen von Rassismus und deren Auswirkungen auf Betroffene. Sie zeigte aber auch, wie Menschen Widerstand leisten und was sie bestärkt. Es wurden persönliche Rassismuserfahrungen, postkoloniale Fragestellungen sowie Widerstandsbewegungen und Empowermentstrategien beleuchtet. Die Ausstellung blickte dabei auch auf die deutsche Kolonialgeschichte, ihre Fortschreibung und stellte einige unbequeme Fragen an die Gegenwart. Dabei geht es um gesellschaftliche Anerkennung, also um Sichtbarkeit und Sichtbarmachung, Sprechen und Gehörtwerden und um eine kritische Selbstreflexion.
Das Rahmenprogramm der Ausstellung widmete sich ebenfalls den Kernpunkten Rassismus, Widerstand und Empowerment. Es fanden Podiumsdiskussionen, Storytelling, Stadtrundgänge und Performances statt. Sie gaben vor allem Menschen, die Rassismuserfahrungen machen, eine Plattform, um ihre Perspektiven und Lebensrealitäten zu teilen. Die Ausstellung endete mit einer Fachtagung zum Thema Empowermentsharing. Die Tagung bot Räume für Input, Reflexion und Austausch für eine solidarische und rassismuskritische Gegenwart.
Zum Stadtlabor geht es hier.

Das HMF erforscht seit 2010 die Herkunft seiner Sammlungen. Hintergrund dafür ist die Washingtoner Erklärung vom 3. Dezember 1998, d.h. die „Grundsätze der Washingtoner Konferenz in Bezug auf Kunstwerke, die von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden“. Damit hat sich auch Deutschland verpflichtet, die Rückgabe oder Entschädigung für NS-verfolgungsbedingt entzogene Sammlungsgegenstände gewissenhaft zu prüfen und durchzuführen. Hintergrund der meisten Enteignungen durch deutsche Behörden während des NS waren rassistische Gesetze oder Aktionen. Mit dieser auch ohne konkrete Rückgabeforderungen betriebenen Forschung engagiert sich das Museum zugleich für eine rassismuskritische Aufarbeitung seiner eigenen Geschichte.
Mehr Informationen zur Provenienzforschung im HMF finden Sie hier.

Das Museum nimmt am Programm 360° der Kulturstiftung des Bundes teil: Für die Dauer von vier Jahren wurde die Stelle einer Agentin als Schnittstelle zwischen dem Museum und der diversen Stadtgesellschaft eingerichtet. Diese Aufgabe teilen sich zwei Personen. Sie entwickeln eine nachhaltige Basis für die Museumsarbeit, auf deren Grundlage sich die hochdiverse Stadtgesellschaft im gesamten Museum wiederfinden kann. Das bezieht sich auf das Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm, die Vernetzung zwischen Publikum und den Mitarbeiter*innen sowie die Schulung der Museumsmitarbeiter*innen zu rassimuskritischen Themen. Die beiden Agentinnen unterstützen das Museum somit bei der internen und externen Diversifizierung. Dabei spielen die Entwicklung eines diskriminierungssensiblen Umgangs mit Sprache und der Repräsentation von Minderheiten sowie eine kritische Auseinandersetzung mit der Sammlungen eine Rolle.
Zur Seite "Auszeichnungen" des HMF, darunter das Förderprogramm 360° ─ Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft geht es hier.

Anhand mehrerer Thementouren können Besucher*innen sich entlang eines etwa 90 minütigen Rundgangs durch das HMF in verschiedene Themen vertiefen: Die Tour „Frankfurt 1933-45“ führt zu Exponaten im HMF, die mit der Zeit des Nationalsozialismus verknüpft sind, ein Schwerpunkt liegt hier in der Dauerausstellung „Frankfurt Einst?“. Das Themenheft „Frankfurt in Bewegung. Eine Stadt mit Migrationshintergrund“ führt zu Stationen im HMF, die deutlich werden lassen, dass Frankfurt seit dem 12. Jahrhundert und bis heute immer von Migration geprägt war.
Zu den Thementouren, die auch zum Download verfügbar sind, geht es hier.

In seinem Multimediaguide (WebApp) bietet das HMF nicht nur von den Kurator*innen erarbeitete Beiträge für die Nutzung im Museum an. Verschiedene Touren bieten für die Besucher*innen auch diverse Perspektiven auf die Stadt und ihre Geschichte: In der Tour „Multiperspektivität im Museum“ erzählen neun geflüchtete Akademiker*innen und sechs Studierende der Goethe-Universität Frankfurt ungewöhnliche Geschichten zu historischen Museumsobjekten. In den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen stellten sie eigene fachliche und persönliche Interessen. Das Ergebnis sind 17 kreative Erzählungen, die mal kritisch sind, mal amüsieren und die mit ihrer Intensität berühren.
Die Tour „Museum inklusiv“ wurde in einem gemeinsamen Projekt mit den Praunheimer Werkstätten erarbeitet. Zehn Menschen mit geistiger Beeinträchtigung haben zu elf Exponaten recherchiert, Texte verfasst, Präsentationen erarbeitet und vor der Kamera gestanden.
In beiden Projekten ging es auch darum, Menschen aus marginalisierten Gruppen in der Öffentlichkeit eine Stimme zu geben.
Zum Multimediaguide des HMF geht es hier.

Die Interventionsspur "Blickwechsel – dem Rassismus auf der Spur" thematisiert die Kolonialgeschichte und ihr Fortwirken bis heute. Auch in Frankfurt finden sich bereits Spuren aus dem 16. bis in das frühe 20. Jahrhundert. Bis heute wirken imperiale und koloniale Vorstellungen in Form von Rassismus und struktureller Ausgrenzung fort. Diese Spuren finden sich auch in den Ausstellungen und Sammlungen des Historischen Museums – mal mehr, mal weniger deutlich: Konkret sichtbar wird dies in Form von rassistischen Darstellungen und Texten auf Ausstellungsobjekten. Oder es gibt Leerstellen, weil Menschen und ihre Erzählungen konsequent ausgelassen wurden. Mit 18 Interventionen fügt das partizipative Projekt den Exponaten kritische Betrachtungen und neue Perspektiven hinzu.

Künstler*innen und Aktivist*innen of Color kommentieren, verändern und ergänzen mit ihren Ausstellungsbeiträgen ausgewählte Objekte und deren Geschichten. Sie präsentieren ihre kritische Sicht auf die im Museum überlieferten Geschichten mit künstlerischen Mitteln. Die Tour ist überwiegend aus der Perspektive nicht-weißer und intersektionaler Positionen formuliert. In ihrer Rolle als Co-Kurator*innen bieten sie Einsicht in Erfahrungen von Rassismus und stereotypisierenden Zuschreibungen. Neben der Sichtbarmachung von Rassismen werden Strategien der Selbstermächtigung und des Widerstandes verwendet. So umfassen die Interventionen ein Spektrum fiktionaler Erzählungen, ironischer Ergänzungen, Gegenüberstellungen und Protestaktionen sowie Überblendungen einzelner Museumsobjekte. Mehr über die Tour lesen Sie hier.

 

Die Bibliothek der Generationen ist ein künstlerisches, generationenübergreifendes Erinnerungsprojekt von Sigrid Sigurdsson. Beiträge von Einzelpersonen, Gruppen und Initiativen werden über 105 Jahre gesammelt. Das Projekt soll ein Medium sein, um das Schweigen in Bezug auf den NS zu überwinden, um einen mediatisierten Dialog zwischen den Generationen zu ermöglichen. Viele Beiträge stammen von Zeitzeug*innen oder von "Spurensuchern". In den letzten Jahren wurde bei der Rekrutierung neuer Teilnehmer*innen auf die Integration von migrantischen und marginalisierten Positionen geachtet.
Klicken Sie hier, um mehr über die Bibliothek der Generationen zu erfahren.

 

Schüler*innen-Workshop "Frankfurter Jugendliche in der Zeit des Nationalsozialismus"

Fünf Frankfurter Lebensläufe zeigen sehr unterschiedliche Innenansichten auf eine Jugend in der NS-Zeit. Anhand von Originalberichten und Ausstellungsobjekten nähern sich die Schüler*innen selbständig in Kleingruppen diesen unterschiedlichen Lebenswelten an. Dabei werden verschiedene Perspektiven eingenommen und Diskussionsfelder geöffnet. Der Bogen wird auch zur Gegenwart gespannt und geht der Frage nach, wie und warum wir uns heute mit dem Thema Nationalsozialismus beschäftigen.

Schüler*innen-Workshop "Kakao, Schokolade, Kaffee und Co.... Was hat das Alles mit uns zu tun? Den Kolonialwaren auf der Spur"

Für den Kolonialwarenladen des Jungen Museums wird momentan ein multiperspektivistisch angelegter Workshop für Schüler*innen der Sekundarstufe I entwickelt, der ausgehend von Waren und Handelsketten im Kolonialismus den Bogen zu Produktions- und Handelsbedingungen der Gegenwart schlägt.

Im Rahmen eines Forschungspraktikums von Mai bis August 2019 untersuchte die Praktikantin Lisa Asferachev die Darstellung Schwarzer Menschen in Gemälden in der Ausstellung des HMF. Sie analysierte drei Gemälde (16. -18. Jhr): „Das Mainufer am Fahrtor“ (1757) von F. W. Hirt; „Eine reich gekleidete Dame am Fenster mit schwarzem Pagen“ von Caspar Netscher (zweite Hälfte 17. Jahrhundert, im Morgenstern’schen Miniaturkabinett III.) und "Das jüngste Gericht" (1630er Jahre, Philipp Uffenbach zugeschrieben). Im Vordergrund stand dabei die Frage, wo und in welchem Kontext Schwarze Personen sichtbar sind. Die Ergebnisse sind Teil der Interventionsspur "Blickwechsel – dem Rassismus auf der Spur".

Das HMF beteiligt sich am Projekt „Frankfurt – Stadt der Vielfalt“, das verschiedene historische Institutionen und Museen in Frankfurt jedes Schuljahr für mehrere Schulklassen anbieten. Entlang verschiedener Module in den Einrichtungen, die für die Lerngruppen individuell zusammengestellt werden, stehen Fragen im Mittelpunkt wie: Was bedeutete Migration für die Menschen in früheren Zeiten? Und wie prägten diese Wanderungen die Geschichte Frankfurts und die der Rhein-Main-Region? Die historischen Institutionen und Museen der Stadt Frankfurt laden dazu ein, über Migration von Menschen, Objekten und Ideen zu forschen.

Frankfurt und der Nationalsozialismus: Sonderausstellung, Stadtlabor und Ausstellung des JuM
Von Dezember 2021 bis November 2022 zeigte das HMF ein bisher vorbildloses Ausstellungsprojekt: In drei Formaten widmete es sich dem Thema "Frankfurt und der NS". 75 Jahre nach der Befreiung der Stadt durch US-Truppen ist der Nationalsozialismus (NS) und sein Nachwirken leider ein hochaktuelles Thema, wie rechtsradikale Anschläge, Parteien und Propaganda zeigen. Wie sich die vor 1933 als liberal und demokratisch geltende Stadt mit dem höchsten jüdischen Bevölkerungsanteil im Reich so schnell und radikal dem NS andienen konnte, und wie schleppend die Aufarbeitung danach verlief sind Leitfragen der drei Ausstellungen.
Hier geht es zu den Ausstellungen zu "Frankfurt und der NS".

Präsentation im biografischen Kabinett in der Dauerausstellung "Frankfurt Einst?" im Historischen Museum Frankfurt seit 24. November 2021

Die Ausstellung geht auf Spurensuche deutscher Geschichte aus einer bisher kaum erwähnten Schwarzen Perspektive: Theodor Wonja Michael wird 1925 als Kind eines kamerunischen Vaters und einer preußischen Mutter in Berlin geboren. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten fand er sich in einem Deutschland wieder, das ihm zunehmend feindselig gegenüberstand. Noch immer ist über das Leben Schwarzer Deutscher in Frankfurt vor, während und nach dem Nationalsozialismus wenig bekannt. Dabei hatte die Rassenideologie des 20. Jahrhunderts für sie ebenfalls weitreichende Konsequenzen. Michaels wechselvolles Leben mit einer Karriere als Redakteur und erster Schwarzer Deutscher im hohen Dienst beim BND zeigt die Hürden und Chancen für Schwarze Menschen in Deutschland auf. Mehr zum biografischen Kabinett erfahren Sie hier.